am Beispiel der "Magic Formular", die oft an der Geduld und Angst vor Opportunitätskosten durch Underperformance scheitert.
„The magic formula tries to buy above-average companies at below-average prices“
(Joel Greenblatt)
Dieses ist eines der bekanntesten Zitate der US Hedgefonds-Legende und Gründer von Gotham Asset Management LLC Joel Greenblatt, der derzeit mehr als 10 Mrd $ verwaltet und zwischen 1985 und 2005 eine Durchschnittsrendite von 40% p.a. erwirtschaftete – und das nach Abzug von Steuern und Gebühren!
Wie Buffet, investiert Greenblatt nach dem Value-Prinzip und schrieb in seinem Buch „The little book, that still beats the market“ über seinen Ansatz, den er für Privatanleger mithilfe der „Magic Formular“ verständlich und praktikabel vereinfachte.
Die Magische Formel
Das Prinzip dahinter ist leicht:
Es genügt eine Liste der 3500 größten US-Firmen gemessen an der Marktkapitalisierung. Zu finden auf magicformulainvesting.com
Diese werden in einem Ordinalsystem (Rangfolgeprinzip) nach
Kapitalrendite ( EBIT / Nettoumlaufvermögen + Sachanlagevermögen) und
Gewinnrendite ( EBIT/ Enterprise Value) aufgelistet
und die jeweils besten 30 gegenübergestellt. Am Ende werden die Rangfolgen der Unternehmen zusammenaddiert und die niedrigsten Gesamtplätze in das Portfolio der 30 Positionen aufgenommen. Dabei wird die gekaufte Position jeweils für ein Jahr gehalten und anschließend neu bewertet.
Ein einfaches Beispiel:
+
=
Klappt das wirklich?
Das Backtesting der Tabelle unten zeigt: Ja es funktioniert tatsächlich! Im Durchschnitt konnte die „ Magic Formular“ den S&P in 21 aufeinanderfolgenden Jahren 17 mal den S&P 500 Index outperformen.
Nur 4 mal hatte die „Magic Formular“ das Nachsehen...
Das mentale Problem sind die roten Zeilen!
...und genau hier liegt das mentale Problem dieser und ähnlicher Ansätze, die sich mit einem Gesamtmarktindex vergleichen.
Durch die leichte Verfügbarkeit eines breit streuenden Marktindexes wie einem S&P 500 ETF mit geringen Transaktions- und TER-Kosten, schlägt der Kopf gerne Alarm, wenn sich die eigene Strategie gegenüber dem so günstigen Gesamtmarkt kurzfristig als die unterlegenere präsentiert.
Und das lässt sich kaum vermeiden!
Das kogntiive Prinzip der Verlustaversion greift hier so stark, dass selbst Anleger, die nach 1998 mit dem Prinzip der Magic-Formular investierten und daraufhin 8 Jahre lang den S&P schlugen, im Jahr 2008 stark an ihrer Strategie zweifelten oder gar umschichteten in den Gesamtmarkt.
Bevor Du weiterliest: Mache einen kurzen Selbsttest und sei dabei ganz ehrlich! Hat es dich bis jetzt in den Fingern gejuckt, diesen Ansatz einmal zu recherchieren? Hast Du sogar kurz an Deiner bisherigen Strategie gezweifelt?
Falls nicht, dann belohne Dich sich in dem Wissen, dass Du vielen erfolgsbesessenen und Zweiflern etwas voraus haben. Du glaubst nicht wie viele Kurzfristspekulaten und FOMO*-Anleger die bisherigen Passagen bereits zu einer Google-Suche triggern. Schuld daran ist die allgegenwertige Investmentpresse, die uns immer wieder das nächste große Ding verspricht. Der sehr geschätzte Kollege, Dr. Gerd Kommer benutzt dafür sogar den Begriff der "Investmentpornografie".
Frage Dich daher immer wenn Du von der vermeintlich nächsten großen Sache liest: Wer hat wirklich etwas davon, dass Du das gerade liest oder sogar umsetzt!
*zur Erklärung: Fear of missing out (FOMO) beschreibt die Tendenz eines Anlegers selbst offensichtlich überteuerte Werte zu kaufen aus Angst Renditen, die eine große Anzahl an Anlegern erzielen zu verpassen. Profitieren tut meist nur der Verkäufer nach dem "Greater-Fool-Prinzip".
Der Durchschnitt trügt die Sinne
Es erscheint geradezu absurd, doch tatsächlich befinden sich Anleger, die mithilfe der Magic Formular investieren auch in den Jahren, in denen dieser Ansatz outperformte statistisch in fünf von zwölf Monaten und in einem von vier Jahren einer Underperformance gegenüber dem Markt ausgesetzt. Dass Emotionen eine Rolle an der Börse spielen ist bekannt, doch es ist genau diese einfache Verfügbarkeit der vermeintlich besseren Opportunitätskosten, die das Value-Investing wie so ziemlich jede abweichende Long-only-Marktstrategie für den ambitionierten Investor so schwierig macht.
„Typischerweise verlieren Investoren in solchen kurzfristigen Phasen das Vertrauen in das System und wechseln zu einer anderen vermeintlich vielversprechenderen Strategie“
(Florian Homm, Moritz Hessel)
Vertrauen und Geduld
Das Prinzip des Value Investings war statistisch gesehen über die vergangenen 50 Jahre eine der erfolgreichsten Anlagestrategien für Long-only-Investoren. In den letzten Jahren entwickelten sich Value-ETFs im Vergleich zum Gesamtmarkt allerdings auf 10-Jahressicht eher mau.
Das Prinzip des Faktorinvestings, zu dem auch die Value-Prämie gehört, beruht allerdings auf einer temporären Outperformance des Marktes, die sich statistisch über einen langfristigen Zeitraum mit einem minimalem Renditeplus gegenüber dem Gesamtmarkt auszahlt.
Aus Sicht der Kapitalmarktforschung ist daher Vertrauen und Geduld in die eigene Strategie eine der wichtigsten Eigenschaften eines erfolgreichen Investors.
Wichtig: Alle vom Markt abweichenden Investmentstrategien müssen nach der modernen Portfoliotheorie zeitweise eine Unterperformance zum Markt erwirtschaften, da sich sonst die Strategiegewinne mittelfristig durch das Gesetz der großen Zahl sowie der Regression zum Mittelwert wegarbitieren.
Für jede langfristige Long-only-Strategie gilt daher: Emotionen ausschalten, Vertrauen und Geduld einschalten
Wie schaffst Du das?
Hier einige Quick-Tipps:
Depot maximal quartalsweise oder jährlich zur Evaluation betrachten
Finanzmedien, vor allem Medien der Finanzunterhaltung wie Finfluencer ausblenden (Deren Mehrwert passt meistens auf einen Bierdeckel!)
Freizeit mit Hobbys, Freunden und Familie füttern; die Börse mental abschalten
Wirtschaftsnachrichten nicht auf den Stand des Depots beziehen! Denn die Börse spiegelt nur in Maßen die Realwirtschaft wieder
Vergangene Erfolge in den Fokus rücken. Motto: „Bisher habe ich das sehr gut hinbekommen“ Vorsicht: Nicht blauäugig werden! Evaluation am Ende des Jahres muss sein!
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung!
Dein
Joshua Halter