Nichts ist so sehr in unserem Kopf mit Wohlstand und Reichtum verknüpft wie Gold. Gold ist unter Anlegern allerdings als Depotbeimischung durchaus umstritten. Die einen schwören darauf, die anderen verzichten aufgrund magerer Renditen.

Gold als Anlage
Zuerst- die positive Assoziation mit Gold sollte uns nicht täuschen. Denn als reines Renditeobjekt ist Gold im Vergleich zur Benchmark MSCI World ein wirklich trauriges Pflaster! Da Gold keinen dauerhaften Cashflow ausschüttet also ohne Dividendenzahlung auch nicht in einem Performance-Index abgebildet werden kann, sind die Renditen von Gold allein auf Kursgewinne zurückzuführen. Dividenden sind bei Aktienperformances nicht zu unterschätzen! Zahlreiche Aktienkurse performen allein aus Gründen der Dividendenausschüttung. Du kannst dies am Beispiel des Dax mit und ohne Dividendeneinbeziehung gut erkennen: Die Performance des "Performance-Index" ohne Dividenden ist die der Goldperformance ziemlich ähnlich!

Quelle: focus.de
Gold hat im Benchmarkvergleich, wie folgender Chart zeigt, ganz klar das Hintertreffen!

Quelle: Forbes Advisor
Dem Ruf von Gold als sichere Bank schadet dies jedoch kein bisschen. Im Gegenteil: Gerade im Wealth und Asset Management erfreut sich Gold vor allem zu Performancezwecken eingesetzt und zur Absicherung großer Beliebtheit!
Interessant: Gold hat einen enorm überschätzten gewerblichen Anteil! Im Vergleich zu anderen Rohstoffen wird Gold vergleichsweise wenig zur industriellen Herstellung verwendet. Mehr noch: Im vergleich zu anderen Rohstoffen ist die betriebliche Verwendung von Gold - außer in der Schmuckindustrie fast schon nicht erwähnenswert.
Warum genießt Gold dennoch seit Jahrhunderten den Ruf des universellen Wertgegenstandes und ist so sehr mit Reichtum und Wohlstand verknüpft?
Emotionaler Wert
Mehr als jeder andere Rohstoff - außer vielleicht Wasser- hat Gold für uns einen besonderen emotionalen Wert. Durch seine natürliche Verknappung und die ehemalige Kopplung an den Devisenmarkt durch den Goldstandard, ist Gold für uns in erster Linie ein erstrebenswertes Edelmetall. Es sicherte lange Zeit unsere Devisen gegen Inflation und Währungsentwertung ab und ist auch deshalb für finanzmarktaffine Menschen so sehr mit Sicherheit verknüpft. Über das menschliche Grundbedürfnis Sicherheit habe ich bereits in meinem Artikel "Wieso Chartanalyse funktioniert" gesprochen. Sicherheit ist gerade für alle Börsianer ein erstrebenswertes Grundbedürfnis, agieren wir doch ständig an einem Markt, der durch Korrekturen, Schwarzer-Schwan-Ereignisse und der ständigen Bedrohung durch das systematische Risiko von Unsicherheit geprägt ist.
Die angenehm geringe Korrelation von Gold mit dem Aktienmarkt lässt sich zu großen Teilen auch hierdurch erklären. Gold ist für Börsianer sehr mit einer antizyklischen Alternative zu risikobehafteten investmentformen (Aktien, Derivate) verknüpft. Wie du an folgendem Chart sehen kannst, ist Gold vor allem immer dann am begehrtesten, wenn konservative Anlageformen underperformen. Es gibt - außer der Performance-Arbitrage- keine rationale Erklärung für die Umschichtung von Aktien zu Edelmetallen in Finanzmarktkrisen, da der informierte Anleger um die Zyklik des Marktes weiß.
Es hat sich quasi wie ein Gesetz in die Köpfe vieler Anleger eingebrannt in Gold zu investieren, sobald die Bären das Börsenparkett betreten. Und das hat einige interessante Vorteile für den terminmarktaffinen Anleger!
Gold im Depot
Wie schon erwähnt bietet Gold in turbulenten, volatilen Märkten tatsächlich einen sicheren Hafen, der vor allem durch den emotionalen Wert des Edelmetalls bestimmt wird. Die Absicherung der Marktteilnehmer bietet großartige Performance-Möglichkeiten auf den Terminmärkten! Das antizyklische Verhalten der Marktteilnehmer ist in diesem Chart besonders gut zu erkennen:

Quelle: "Kritische Anleger"
Der Terminmarktprofi weiß also, um die Möglichkeit gleich doppelt von der Marktpsychologie zu profitieren: So kann er zum einen einzelne Unternehmen oder Indizes shorten oder leer verkaufen, zum anderen kurzfristige Long-Positionen durch Gold-Future-Optionen oder Futures eingehen und so von der allgemeinen Marktpsychologie profitieren!
Auch der "einfache" Anleger, der sich nicht so gut mit Terminmarktabsicherungen auskennt, hat in schwierigen Phasen gute Chancen, den Drawdown seines Portfolios, also den Wertverfall seines Depots, mit gezielten Goldpositionen gut aufzufangen. Hierzu eignet sich Gold durch seine angenehm niedrige Korrelation zum Aktienmarkt besonders gut als Unterstützung für Liquiditätsreserven und dem temporären Ausbau von Beta-Positionen (defensive Aktien mit einem geringen Marktbeta). Mit etwas marktpsychologischem Geschick, kann dieser die Goldpositionen durch eine gezielte Marktstimmungsanalyse dann gewinnbringend veräußern und hat im Anschluss deutlich größere Cashbestände um gebeutelte Qualitätsaktien im Depot zu verbilligen.
Fazit
Wenn korrekt Antizipiert, kann Gold im Depot vor allem in unruhigen Märkten nicht nur eine tolle Absicherung sein, sondern auch eine tolle Ergänzung um Cashbestände durch gezielte Trades für eine mögliche Verbilligung von Qualitätsaktienbeständen auszubauen. Auch als zusätzliche Ergänzung zu defensiven Titeln im Depot zwecks Absicherung nach unten, ist Gold ein geeignetes und leicht abzubildendes Mittel. Hierzu kann z.B. ein Index wie XETRA-Gold genutzt werden. Ein physischer Bestand ist dazu nicht nötig. Wer jedoch aus gründen der Performance zu Gold greifen möchte, der ist am Aktienmarkt deutlich besser aufgehoben!
Ich wünsche dir einen erfolgreichen Handel!
Dein
Joshua Halter